Technik

Unter dieser Sparte soll auf die Technik und Entwicklung der Knöpfle-Maschinen eingegangen werden. Ziel ist, möglichst viele verschiedene Maschinen in Wort und Bild vorzustellen und damit auch die historische Weiterentwicklung deren Technik aufzuzeigen.

Es gibt leider nur sehr wenige Informationen zu den Knöpflemaschinen. Auch der Hersteller ist fast nie durch eine Aufschrift an der Maschine zu erkennen. (Grund dafür ist wohl der, dass früher diese Maschinen häufig an der Haustür verkauft wurden und die Verkäufer nicht wollten, dass sich die Kunden die Maschinen - ohne Zwischenhandel - direkt beim Hersteller besorgen.)

Deshalb wäre uns Ihre Mitarbeit sehr wichtig: Haben Sie weitere Informationen zu den hier gezeigten Maschinen oder Fotos und Informationen zu hier noch nicht gezeigten Maschinen? Besonders Angaben zum Alter wären sehr interessant.

Wir freuen uns über jede Rückmeldung!

 

Noch zwei Anmerkungen:

Keine der abgebildeten Maschinen befindet sich im Originalzustand - alle wurden mehr oder weniger aufwändig restauriert.

Obwohl uns bei keiner Maschine das genaue Produktionsdatum bekannt ist, haben wir sie nach bestem Wissen und Gewissen chronologisch in der Reihenfolge von alt nach jung abgebildet. Anhaltspunkte waren uns dabei die verwendeten Materialien, die handwerkliche Ausführung und die immer weiter verbesserte Anwendung.

 

 

Maschine 1

Hier handelt es sich um eine sehr alte Maschine. Eine Maschine dieses Typs ist im Schwenninger Heimatmuseum ausgestellt. Der Produzent ist uns nicht bekannt. Merkmale sind, dass die Kurbel direkt auf der Antriebswelle sitzt, was recht unpraktisch ist, weil man den Arm über dem heissen Wasserdampf hat und die Maschine kräftig festhalten muss, damit sie sich durch die horizontale Bewegung beim Kurbeln nicht über den ganzen Herd bewegt.

Der Teigbehälter ist aus Kupferblech zusammengelötet und vermutlich verzinnt. Er wird von oben eingeführt, nachdem der Antriebsteil der Maschine zur Seite weggeklappt ist. Leider fehlt bei dieser Maschine der Dorn, mit dem der Antriebsteil auf dem Untergestell fixiert wird.

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oben schwarz 2

 

Maschine 2

Diese Maschine entstammt offensichtlich aus derselben Zeit wie Maschine 1. Die Technik ist dieselbe - der Antrieb erfolgt ebenfalls durch horizontables Triebeln von oben und der Teigbehälter wird von oben eingehängt. Nur dass der Triebel wesentlich ausladender daherkommt als bei Maschine 1 - da braucht es lange Arme und viel Platz rund um die Kochstelle.

Der überlange Triebel ist vermutlich nicht original und wirkt - wie der Rest der Maschine auch - recht rustikal. Nachteilig ist, dass der Holzgriff fest fixiert ist und sich nicht mit der Hand mitdreht. Der Teigbehälter ist überdurchschnittlich groß.

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Maschine 3               

Bei diesem Exemplar handelt es sich um ein echtes Kuriosum: Der Antrieb der Spindel erfolgt wahlweise von oben durch horizontales Drehen oder - wesentlich geschickter - seitlich durch vertikales Kurbeln. Zum Umstellen von Oben- auf Seitenantrieb wird die Kurbel umgesteckt. Außerdem muss bei Seitenantrieb das Drehen der Spindel durch das Umlegen eines Hebelchens blockiert werden. Das Hebelchen greift dabei in die Nut der Spindelstange.

Allerdings kommt die Maschine aufgrund einer völlig unglücklichen Gebriebeübersetzung bei Seitenantrieb kaum vom Fleck. So schnell Triebeln, dass der Teig einigermaßen flüssig herausgedrückt wird, ist kaum zu schaffen. Wozu also der riesige Aufwand für den (an sich zukunftsweisenden) Seitenantrieb? Um durch die extreme Untersetzung besonders schwere Teige durchzudrücken? Das erscheint doch eher unwahrscheinlich; so stabil wirkt das Konstrukt mit seinen kleinen Zahnrädern nicht.

Schlechterdings funktioniert das horizotale Triebel praktisch überhaupt nicht. Für den Teigbehälter gibt es keine Rastung und er dreht sich fließig mit. Zumal weil der Teigbehälter nicht wirklich rund ist und sich der Stempel darin ständig verkantet. (Vielleicht wurde der vorhandene Teigbeälter einmal als Ersatz nachgefertigt, so schlecht wie er zum Rest passt. Allerdings gibt es am Gehäuse keine Nut, ein der ein anderer Teigbehälter einrasten könnte.)

So können wir nur vermuten: Nämlich, dass es sich hier um ein "Zwischenglied" handelt. Einer der ersten Versuche vom Kopf- auf Seitenantrieb umzustellen. Wohlgemeint, aber noch nicht so recht praxistauglich.

Leider ist dieses Unikat noch in einem wenig ansehlichen Zustand. So fehlt z.B. die Holzkurbel und praktisch die ganze Maschine ist wenig ansehlich von einer dicken weißen Lackschicht überzogen. Da wartet auf den Restaurator noch einiges an Arbeit.

Ansonsten fallen noch der offensichtlich handgebohre Locheinsatz und der relativ große Teigbehälter, der von oben in die Maschine eingehängt wird, auf. Beim stählernen Teigbehälter ist eine seitliche Löt- oder Schweissnaht sichtbar. Was (noch) fehlt sind ein Holzgriff und ein Dorn, der das Zurückklappen des Oberteils verhindert.

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Maschine 4

Hier wurde der größte Nachteil von Maschine 1 ausgemerzt: die Kurbel befindet sich nun bereits seitlich an der Maschine. Dazu wird die Schraubenwelle nicht mehr direkt, sondern wie bei allen späteren Entwicklungen über ein Winkelgetriebe angetrieben. Und dieses spart natürlich beim "Knöpfle-Triebeln" auch so einiges an Kraft. Leider sind uns auch hier der Produzent und das genaue Alter unbekannt.

 Der Teigbehälter besteht aus Stahl. Wie bei Maschine 1 muss hier das bewegliche Oberteil zuerst weggeklappt werden, bevor der Teilbehälter eingeführt werden kann. Das geht natürlich nur, wenn die Kurbel ganz herausgedreht ist. Wie zu sehen ist, wurden bereits etliche Gussteile verarbeitet.

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Maschine 5

Hier handelt es um denselben Maschinentyp wie Maschine Nr. 4. Dieses Exemplar wurde sehr professionell restauriert und z.B. der Teigbehälter sehr schön vernickelt.

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 matth schwarz 5

 

Maschine 6

Neben dem zur Hälfte gekapseltem Gehäuse fällt bei dieser Maschine sofort die auffallend schlechte Gusstechnik ins Auge. Herrschten zur Produktionszeit schwierige Rahmenbedingungen?     

Produzent und Alter sind auch hier unbekannt. Neben den oben genannten Eigenschaften ist noch der überdurchschnittlich große, von oben einzuführende Teigbehälter aus Stahl und die relativ kurze Kurbel mit sehr dünnem Holzgriff zu erwähnen. Der Dorn zum Fixieren des Oberteils fehlt leider.

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Maschine 7

Bei diesem Modell ist uns ausnahmweise der Hersteller bekannt: auf der Gehäuseoberseite ist deutlich "GAMA" zu entziffern. Jetzt wären natürlich noch Produktionsort und -zeit höchst interessant!                                                                             

Die GAMA ist wirklich ein Schmuckstück. Das Gehäuse besitzt eine prima Gussqualität, alles ist durchdacht und handwerklich höchst sauber und solide ausgeführt. Sehr schön auch der kupferne Teigbhälter; innen verzinnt und mit perfekt aufgelöteter Messinghalterung. Ob der Kupferbehälter zu früherer Zeit vielleicht auch außen verzinnt war? Und ob die Lochscheibe wohl das Original ist oder später durch das gezeigte rustikale Exemplar ersetzt wurde?

Ein riesiger technischer Fortschritt ist bei dieser Maschine natürlich vor allem, dass hier der Teigbehälter von unter per Bajonettverschluss an der Maschine befestigt wird (und nicht mehr per Abklappen von oben in eine Öffnung hineingezirkelt werden muss). Diese Technik setzte sich bei allen neueren Modellen durch.

 

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Maschine 8

Dieses Prachtstück ist unsere Lieblingsmaschine und in ständigem privaten Gebrauch, was an der einen oder anderen Schramme und Roststelle auch zu erkennen ist. Der Produzent ist unbekannt, hergestellt wurde sie höchstwahrscheinlich nach dem letzten Weltkrieg.

Die Maschine entspricht der Technik, wie sie bis zuletzt populär war. Alles ist sehr robust ausgeführt und äußerst gediegen verarbeitet. Verglichen mit den Maschinen der Marke Kipp wirkt sie zwar einen Tick weniger elegant, dafür aber durchdachter und robuster. So liegt z.B. bei der Konkurrenz von Kipp der untere Zahnkranz in einer Mulde, was die Reinigung gegenüber diesem Fabrikat etwas erschwert.

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Maschine 9

Diese Maschine gehört hier natürlich überhaupt nicht dazu, schließlich besitzt sie statt drei nur zwei Beine und keine Kurbel zum Triebeln. Trotzdem fanden wir dieses Stück Technik so faszinierend, dass wir es einfach in diese Galerie einreihen mussten. Es sei uns verziehen.

Der recht kleine Teigbehälter und die Lochscheibe bestehen aus Aluminium. Beides wirkt sehr hochwertig. Wenn der kleine seitliche Hebel umgelegt ist, drückt der lange Hebel auf eine Zahnstange und dadurch den Stempel am Ende der Zahnstange auf den Teig. Manche Wagenheber funktionieren ähnlich. Legt man den Hebel in die andere Richtung um, lässt sich die Zahnstange frei bewegen. Ist sie ganz oben eingerastet, kann man den Teigbehälter wahlweise nach beiden Seiten herausziehen.

Obwohl die Maschine insgesamt sehr schön gefertigt ist, sehen wir sie als Rückschritt. Zwei Beine stehen naturgemäß deutlich schlechter als deren drei und auch der zwangsläufig ruppigere Pressvorgang ist auch nicht der Hit. Vielleicht war das mal in mageren Zeiten als preisgünstige Alternative gedacht?

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Maschine 10

Ist sie nicht wunderschön? Hier handelt es sich um eine Maschine der Firma Kipp in Sulz-Holzhausen und vermutlich um Nachkriegsware. Eine wirklich durch und durch elegante Maschine.

Die Firma Kipp - heute erfolgreich im High-Tech-Automotive-Bereich tätig - war der letzte Produzent von Knöpflemaschinen, wobei man in der Region Sulz dazu Spätzlemaschine sagt. Dass die Firma Kipp auch heute noch auf ihrer Homepage ausdrücklich auf ihre Tradition als Produzent von Spätzle-(Knöpfle-)maschinen hinweist, freut uns natürlich ganz besonders.

Die abgebildete Maschine besitzt einen Teigbehälter und ein Lochblech aus Aluminium, der Rest besteht aus Stahl. Das Gussteil weist an manchen Stellen deutliche Unebenheiten auf.

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Maschine 11

Hier handelt es sich praktisch um das gleiche Modell der Fa. Kipp wie Maschine Nr. 10 - nur eben nochmal eine Stufe moderner.

Die Gusstechnik ist auf deutlich höherem Niveau, sie steht auf Füßen aus Aluminium statt auf Stahlfüßen und der Locheinsatz ist feinste Alu-Fräsware.

Die vordere Aufnahme des waagrechten Zahnkranzes fiel vermutlich einmal einem allzu festen Knöpfleteig zum Opfer, wurde aber (wie auf dem waagerechten Foto zu erkennen) von einem Schweißkünstler wieder kunstvoll zusammengebrutzelt.

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Maschine 12

Diese bildschöne Maschine ist in jeder Hinsicht etwas ganz Besonderes - und sie wirft vor allen Dingen viele spannende Fragen auf!

Die Maschine besteht - von der Kraftübertragung einmal abgesehen - komplett aus hochwertigst verarbeitetem Aluminium. So als hätte sie erst vor kurzem die Fertigung verlassen. Soweit alles vom Feinsten. Andererseits wurden Schrauben einfachster Machart verbaut, weder verzinkt noch etwa aus Edelstahl, was eher für ein sehr altes Baujahr spricht.

Auch dass der Teigbehälter von oben eingeführt werden muss, anstatt von unten per Bajonettverschluss eingeklinkt zu werden, entspricht nicht moderner Machart. Ist aber bei dieser Maschine kein Nachteil, weil das Zurück- und Vorklappen des Oberteils der Maschine spielend leicht von der Hand geht. Was nicht nur an der tollen Passgenauigkeit der Alu-Gehäuseteile liegt, sondern auch an der superpatenten Arretierung des Oberteils.

So bildschön und elegant die Maschine von außen ist, so hübsch sind auch die beiden schägverzahnten Zahnrädchen im Innern. Das zierliche Gehäuse lässt dem Getriebe natürlich nur extrem wenig Raum. In Folge sind die Getrieberäder so putzig klein, dass wir ihnen keinesfalls einen sehr festen Knöpfleteig zumuten würden. Außerdem ist das Getriebe dadurch sehr langsam übersetzt: Da braucht es ziemlich viel Zeit, bis der ganze Teigbehälter ins Nudelwasser getriebelt ist.

So hinterlässt diese schöne Maschine nach eingehender Betrachtung mehr Fragen als Antworten. Wie alt sie wohl sein mag? - keine Ahnung, aber subjektiv gefühlt nicht sehr alt.

Nur eines ist sicher: Der Erbauer hat sich sehr viel Mühe gegeben, noch mehr Liebe in viele Details gesteckt und eine ganz besondere Knöpflemaschine erschaffen! 

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Alu2201h    Alu2202q

 Alu2210q    Alu2205h

 

 

Maschine "XS"      

Jetzt bitte mal ganz genau hinschauen: Was ist Original und was die Fälschung?           xs wagner2212h

OK - weil die Streichholzschachtel dabei liegt, war das jetzt leicht zu erraten. Aber ohne die Streichhölzer??? Da muss man doch schon sehr, sehr genau hinschauen!

Des Rätsels Lösung: Ein Tüftler aus Dauchingen hat die Abmessungen der hauseigenen Kipp-Knöpflemaschine in den Rechner übertragen und in den 3D-Drucker geschickt. Ergänzt wurden die Druckteile um perfekt gebogene Aluminiumfüße, einem Aluminiumstück für die Kurbel und einer handelsüblichen Kunststoffgewindestange für den Antrieb. Dadurch, dass diese Gewindestange eine "verkehrte" Steigung hat, ist sie perfekt für kleine Linkshänder-Hände.

So lagen an Weihnachten 2020 in Dauchingen kleine Knöpflemaschinen unter dem Weihnachtsbaum. Und wie man hört, haben sich nicht nur die Enkel riesig darüber gefreut.      

Die kleine Maschinen sind liebevoll gemacht und im Prinzip voll funktionsfähig, nur eben ohne Knöpfles-Teig. Da die Maschine aus Kunststoff besteht, würde sie den nicht verkraften.

Unsere Meinung: Ein wunderschön gemachtes Spielzeug, das nicht nur in jede Puppenküche, sondern auch in jedes Homeoffice gehört. Sie glauben gar nicht, wie schnell aller Stress verschwunden ist, sobald man nur ein paar Sekunden lang das Maschinchen rauf-/runtergetriebelt hat!

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